Nach dem dritten Anlauf klappte es

Die „Freiheitskriege“ in den Jahren nach 1808, die eine nationale Erneuerung brachten, erwirkten nach Aufrufen zur vaterländischen Sammlung ein rasches Ansteigen der Teilnehmer an den nun vom Staate auch geförderten, der Wehrertüchtigung dienenden, Turnbewegung.

Dies beschränkte sich jedoch noch lange auf größere Städte.

So entstand 1811 auf der Hasenheide in Berlin der erste Turnplatz, zu dem Turnvater Friedrich Ludwig Jahn mit seinen Anhängerinnen und Anhängern, zunächst nur sonntäglich, marschierte.

Das Jahn`sche Gedankengut und seine von ihm kreierten Disziplinen, waren die Grundlage für die noch heute praktizierten Turnübungen, ja, generell für den Sport in Deutschland.

In unseren schwäbischen Breiten werden die ersten Vereinsgründungen im Zusammenhang mit der Rekrutierung von Selbsthilfegruppen, wie etwa die Feuerwehren, genannt. So soll es bereits 1835 in Türkheim einen Turnverein gegeben haben, mit dem Ziele, Feuerwehrleute körperlich fit zu machen.

Doch die Spuren dieser Vereine versanden wieder.

So ist auch zu erklären, dass sich laut Protokoll, der Marktgemeinderat von Türkheim im Jahre 1887 der Gründung eines Turnvereins abwartend verhielt. Wörtlich heißt es:“….es bleibt abzuwarten, ob der Verein auch lebensfähig sei, da schon zweimal in Türkheim Turnvereine gegründet wurden, die keinen Bestand hatten.“

Einen fest fundamentierten Verein wolle man jedoch unterstützen.

1891: Gründung durch Zeitungsredakteur

Einen solch „fundamentierten Verein“ gründete Redakteur Collestin Rabis, der seit 1889 die „Türkheimer Zeitung“ herausgab, im Jahre 1891 und wurde auch dessen Vorsitzender.

Nach einem ständigen Auf- und Ab wurde 1902 die 100 Mitglieder –Grenze überschritten.

Der aufstrebende Verein hatte große Ziele. So wurde im Jahre 1908 im Kloster von Bad Wörishofen eine neue Fahne in Auftrag gegeben, die in einem Fest am 6 Juni 1909 mit christlichem Segen in Dienst genommen wurde.

Durch die großzügige Förderung der Geschäftsfrau Magdalena Neureuther konnte im selben Jahr in Feilenbach eine Holzhalle erworben und in Türkheim in Eigenleistung aufgestellt werden. In den Jahren 1911 und 1912 (Einweihung) wurde diese Halle durch ein massives Bauwerk ersetzt.

 

Große Wunden

Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918) schlug große Wunden in die Reihen der Turnerschaft. Doch der Verein blühte wieder auf, tat sich besonders im Turn-Gerätesport hervor.

Die Gauturnfeste 1926 und 1932 wurden in Türkheim ausgerichtet und erfolgreich von einheimischen Athleten bestritten.

Doch es gab zu jener Zeit auch andere Abteilungen. So den Rasensportverein (Fußball), eine Faustballabteilung, eine Handball-Riege und eine Skiabteilung, die Sprungwettbewerbe auf dem Goldberg ausrichtete.

Wehrertüchtigung

 In der NS-Zeit wurde der Turnsport zur Leibesertüchtigung künftiger Soldaten missbraucht. Die Vereinsvorsitzenden hießen fortan „Vereinsführer“.

Bald schon, nach 1939 wurde der Turnverein, wegen der demokratischen Gesinnung der meisten Mitglieder, verboten und die Turnhalle der staatlichen Kontrolle unterzogen.

Wehrertüchtigung -Übungen vor und in der Turnhalle fanden sonntäglich zur Zeit der Gottesdienste statt.

Später wurde die Halle als Kriegsgefangenenlager benutzt und wenig später, als der Krieg verloren war, als Hort für Flüchtlinge.

1948: Wiedergründung

 Zur Wiedergründung des Turnvereins wurde am 31. Juli 1948 im Gasthaus „Stern“ ein vorläufiger Ausschuss gegründet. Am 6. November 1948 wurde Ludwig Kaltenmaier zum 1. Vorsitzenden gewählt. Der Turnverein übernahm die Instandsetzung der Turnhalle.

 

Die Aktivitäten nach der Gründung

 Max Eichheim entwirft ein neues Vereins-Emblem

1950: Beim Fest 250 Jahre Markterhebung Türkheim, gestaltet der Turnverein einen Turn- und Gesangsabend.

Eine Tischtennisabteilung wird gegründet

Oberturnwart Alois Hefele fördert das Zöglingsturnen.

1957 Vorsitzender Xaver Motzet schlägt Gründung einer Leichtathletikabteilung vor.

1961: Dem TV 1891 wird eine Boxsportabteilung angegliedert

Mit dem Volkslauf läuft es besser

In den Jahren zwischen 1964 und 1971 richtet der Turnverein sieben international besetzte Volksläufe mit zusammen 11 000 Teilnehmern aus.

Xaver Motzet jun., Siegfried Hasler, Fritz Zacher, Georg Baur, Rudolf Walter, Hartmut Langenhan und Peter Thanheiser waren die Männer der ersten Stunde.

Selbständige Tennisabteilung

 Siegfried und Walter Hasler, sowie Erwin Putz, regten 1970 an, eine Tennisabteilung zu gründen. In Rudolf Schmidmeir fanden sie einen starken Verbündeten. Am 11. September 1970 wurde die Selbständige Tennisabteilung gegründet, zu deren Vorsitzendem Rudolf Schmidmeir gewählt wurde. Unter seiner Regie entstand im Auwald eine Tennisanlage der Sonderklasse. Eingeweiht wurde sie am 14. September 1971.

Nach Xaver Motzet  und Max Königer, wurde 1967 Siegfried Hasler zum 1. Vorsitzenden gewählt. Bis auf ein Studienjahr 1972, wo sein Bruder Walter Hasler 1. Vorsitzender war, steht er an der Spitze des Vereins.

1970 überlässt der TV Türkheim leihweise die etwas ramponierte Turnhalle der Marktgemeinde, die diese zu einem Feuerwehrhaus umrüstet. Ersatzweise erhält der TV drei Trainingstage pro Woche in der neuen Schulturnhalle an der Oberjäger Straße.

 

Bundespräsident kommt zu Fuß

 

Beim 26.Schüler- und Jugendturnfest des Untergaues II, das der TV 1891 zu seinem 90. Gründungsfest 1981 auf der Gymnasiums-Sportanlage ausrichtete, kam auf Vermittlung von Landrat Dr. Hermann Haisch Bundespräsident Dr. Karl Carstens zu Fuß zu Besuch.

10. Juli 1983: Erneut ist der TV Türkheim Pate bei einer Fahnenweihe des TSV Ettringen.

Ein Weltmeister aus China zu Gast

 Der zehnfache Tischtennisweltmeister Guo Yuehua kommt 1987 zu einem Schaukampf zum Turnverein Türkheim.

30. Juni 1989 Große Freude bei der Leichtathletikabteilung: Einweihung der neuen Außensportanlage mit Rundbahn beim Gymnasium

Neue Fahne zur 100 Jahr Feier

September 1991: 100 Jahr-Feier des Turnvereins mit der Weihe der neuen Fahne, gefertigt in der Firma Kössinger (Schierling bei Regensburg)

Großer Festzug und Festzelt.

Kontakt mit Ungarn aus dem Raum Vaskut.

Zurück in die Turnhalle

Nachdem die Feuerwehr an der Ramminger Straße ein neues Domizil bekommen hatte, machte Vorsitzender Siegfried Hasler die Ansprüche auf die ehemalige Turnhalle geltend. Nach zähen Verhandlungen wurde ein Vertrag mit der Marktgemeinde Türkheim, vertreten durch Bürgermeister Silverius Bihler, unterschrieben. Am 4. November 2004 kehrte der Turnverein in seine Halle zurück.

Nach dem Genehmigungsverfahren (Architekt Günter Benziger) begannen im Mai 2005 unter der Federführung von Siegfried Hasler und Hans Bleyer die Sanierungsarbeiten. Bei der Planung und Ausführung der Turnhallen-Sanierung wurde der TV 1891 stark von Josef Maier unterstützt. Sehr viele freiwillige Helfer und großzügig unterstützende heimische Firmen waren Garant für eine schnelle Durchführung der umfangreichen Baumaßnahme.

Am Mai 2006 wurde die Turnhalle, nun kurz TV-Halle genannt, von Pfarrer Bernhard Hesse und Prädikant Siegfried Hasler geweiht.

6. Juni 2008: Beginn der Bauarbeiten für einen Geräteraum nördlich der TV Halle.

Beim Herzogfest dabei

 Bei den Herzogfesten 2000, 2005 und 2010 beteiligte sich der Turnverein in und vor der Turnhalle (zu Herzogszeiten Schrannenplatz) sowohl visuell, als auch ideell.

Eine neue Ära … 

27.04.2018: Nach nunmehr 52 Jahren legte der bisherige Vorsitzende Siegfried Hasler sein Amt nieder. Bei der Mitgliederversammlung 2018 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Der 1. Vorsitzender ist nun Alexander Hempel. 

Mit knapp 1200 Mitgliedern ist der Turnverein 1891 Türkheim e.V. heute der größte Verein im Wertachmarkt.

 

Alexander Hempel
1. Vorsitzender